Cottbuser Liederpirat raubt die schlechte Laune | LR 01.08.2011

An kleinen Tischen saßen vom Dauerregen durchnässte Zuhörer. Mehr als 50 Besucher machten sich trotz des schlechten Wetters am Samstagabend auf, um den Liederpiraten Heiko Selka in der gemütlichen TheaterNative C bei Kerzenschein zu genießen.

Mit einem quietschgelben T-Shirt saß der Liedermacher keck auf der Bühne, Gitarre in der einen Hand, Bierflasche in der anderen. Auf dem T-Shirt stand "EMU", eine Abkürzung für "echt musikalische Unterhaltung". Und was für eine Unterhaltung. Mit seinen zweideutigen, manchmal auch mehr als eindeutigen, aber vor allem lustigen Liedtexten brachte er die Zuhörer zum Schmunzeln, Kichern und manchmal sogar zum Brüllen.

In seinem mehrstündigen Programm sang der selbst ernannte Liederpirat von Politik, Alkohol und Frauen. Gerne dichtete er bekannte Lieder einfach um. So wurde aus dem Puhdys-Hit aus dem Jahr 1973 "Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt" ein Lied über Alkohol mit dem Namen "Wenn ein Mann mal einen hebt". Aus "Ein Bett im Kornfeld" von Jürgen Drews wurde "Wenn die nach vorn fällt" und handelt von einer dicken Frau an der Bar. Und Grönemeyers "Männer" wurde für Frauen umgeschrieben. "Ich versuche manchmal, Liedern, die es schon gibt, einen tieferen Sinn zu geben", sagte Heiko Selka und lachte dabei über seinen eigenen Witz.

Aber nicht nur über Alkohol und Frauen kann Heiko Selka Witze machen, sondern auch über Politiker. So gestand er ganz offen in einem Lied, dass Guido Westerwelle bei ihm übernachtet hätte, er sich von den Sozialdemokraten verraten fühle und sich Sorgen um den Wellensittich von Angela Merkel mache, der einsam und mit leerem Magen auf die Frau wartet, die sich um Ost und West kümmert, aber nicht um ihn. Mit Wortspielereien, Faxen und vielen Witzen steigerte er die Laune im Saal immer weiter und eroberte die Herzen seiner Zuhörer. Die wirkten wie eingeschworene Fans. Schon seit drei Jahren veranstaltet er im Juli seinen Liederabend in der TheaterNative C. Die Leute sind begeistert von ihm.

So auch Viktor Kirsche (21): "Ich finde sein Programm echt klasse. Heiko Selka hat so eine freche Art und ist dabei sehr lustig. Er spricht Themen an, mit denen wir uns alle identifizieren können", so der junge Zuhörer. Sehr ernst scheint sich Heiko Selka selbst nicht zu nehmen, und so singt und grölt er ohne Hemmungen von Orgasmusproblemen, Impotenz und dem ein oder anderen weiteren Sexproblem. Mit einem großen musikalischen Anspruch sollte dieses Konzert jedoch nicht besucht werden. Das Cottbuser Publikum verzieh ihm aber Patzer und schiefe Töne, da seine frechen Texte auch dem letzten Miesepeter die schlechte Laune austrieben.

Annika Goldhahn | ▷ Artikel in der Lausitzer Rundschau nachlesen.